Die Arbeitnehmerüberlassung wurde als Geschäftsfeld und Dreieckskonstellation entwickelt. Das Ziel besteht in der Flexibilisierung des nationalen Arbeitsmarktes. Dabei eignet sich das System sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer. Sind Sie Arbeitgeber, können Sie den Mitarbeiter ausleihen und ihn gegen eine Gebühr in Ihrem Unternehmen ausprobieren. Während dieses Prozesses treten Sie nach Außen nicht in Erscheinung.
Passen die Qualität der Arbeit und die persönliche Chemie, dann dürfen Sie den Zeitarbeitnehmer in Ihr Stammpersonal überführen. Möchten Sie jedoch als Arbeitnehmer die Dienste der Zeitarbeit nutzen, werden Sie im Allgemeinen schnell in ein Arbeitsverhältnis vermittelt, da der Arbeitgeber Sie im Notfall innerhalb von ein paar Tagen kündigen kann, sollten Sie sich beim Kunden nicht bewähren. Der Arbeitgeber ist zwar die Zeitarbeitsfirma, die Tätigkeiten werden aber bei einem externen Auftraggeber ausgeführt.
Was ist ANÜ?
Grundlegendes
Die Arbeitnehmerüberlassung wird von Zeitarbeitsagenturen durchgeführt. Diese erhalten von der Bundesagentur für Arbeit jeweils seine Zulassung. Mit ihr kann das Zeitarbeitsunternehmen verschiedene Arbeitnehmer einstellen und sie an ihre Kunden verleihen. Als gesetzliche Grundlage dient das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz, in dem die Rechte und Pflichten der Vertragspartner geregelt werden.
Durchführung beim Arbeitgeber
Sie suchen als Arbeitgeber einen Mitarbeiter für einen kurzfristigen Einsatz oder wollen ihn langfristig unverbindlich ausprobieren? Dann wenden Sie sich an eine Zeitarbeitsagentur. Diese sucht für Sie die passenden Kandidaten heraus und stellt sie Ihnen vor. Nachdem Sie sich für einen Mitarbeiter entschieden haben, schließen Sie mit der Zeitarbeitsfirma einen Arbeitnehmerüberlassungsvertrag. In diesem wird geregelt, unter welchen Bedingungen der Mitarbeiter im Rahmen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes für Ihr Unternehmen tätig wird. Als Gegenleistung bezahlen Sie einen Stundensatz an das Zeitarbeitsunternehmen. Sie sind jedoch dazu verpflichtet, den Mitarbeiter entsprechend einzuweisen.
Durchführung bei Arbeitnehmern
Wenn Sie einen Arbeitsplatz suchen, können Sie sich an eine Zeitarbeitsfirma wenden. Diese erstellt von Ihnen ein Kurzprofil, das Sie jedem potenziell interessanten Arbeitgeber vorstellt. Fällt die Entscheidung zu Ihren Gunsten aus, erhalten Sie von der Zeitarbeitsagentur einen Arbeitsvertrag als Zeitarbeitnehmer. Ihr Arbeitgeber bleibt die Zeitarbeitsfirma. Dort werden Sie einem Personaldisponenten zugewiesen, der Sie an die Firmen der Kunden vermittelt. Er ist Ihr Abteilungsleiter und für alle arbeitsrechtlichen Problemstellungen zuständig. Außerdem meldet er Sie bei allen Sozialversicherungsträgern an und bezahlt Ihren Lohn.
Übernahme durch den Arbeitgeber
Ist der Arbeitgeber mit Ihrer Arbeit zufrieden, kann er Sie als festen Mitarbeiter übernehmen. Dann kündigen Sie bei der Zeitarbeitsagentur und unterschreiben einen Arbeitsvertrag mit Ihrem neuen Arbeitgeber. Gleichzeitig löst der Arbeitgeber den Arbeitsnehmerüberlassungsvertrag mit der Zeitarbeitsagentur.
Die Leihzeit
Die rechtlichen Rahmenbedingungen stehen im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz. In ihm werden die Rechte und Pflichten des Verleihers und des Leiharbeitnehmers geregelt. Ein wesentlicher Punkt ist die Höchstüberlassungsdauer. So darf ein Leiharbeitnehmer im kaufmännischen oder gewerblichen Bereich höchstens 18 Monate bei einem Arbeitgeber beschäftigt werden. Wird der Einsatz für mehr als drei Monate unterbrochen, beginnt die Frist von achtzehn Monaten von Neuem. Sonst wird sie angerechnet. Ist das Unternehmen nicht an einen Tarifvertrag gebunden, kann diese Überlassungsdauer auch angepasst werden.
Vorteile und Nachteile der Arbeitnehmerüberlassung
Die Zeitarbeit bietet für Sie als Arbeitgeber oder Arbeitnehmer eine Reihe von Vor- und Nachteilen.
Welche Vorteile bietet die ANÜ dem Arbeitnehmer?
Wenn Sie als Arbeitnehmer kurzfristig einen Arbeitsplatz suchen, bietet Ihnen die Arbeitnehmerüberlassung die bestmögliche Chance. Der Auftraggeber der Zeitarbeitsfirma holt Sie in seinen Betrieb, gibt Ihnen Aufgaben und prüft Ihre Leistungsfähigkeit. Gleichzeitig können Sie sich dessen Firma ansehen und abschätzen, ob Sie auf Dauer hier arbeiten möchten.
Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
Sollten Sie während der Arbeit krank werden, erhalten Sie eine gesetzliche Lohnfortzahlung. Diese übernimmt die Zeitarbeitsagentur. Werden Sie in den ersten Wochen krank, schaltet das Zeitarbeitsunternehmen die zuständige Krankenkasse ein. Diese übernimmt dann für die ersten Wochen die betreffende Lohnfortzahlung.
Bessere Chancen durch flexible Einsätze
Über die Zeitarbeitsfirma können Sie im Rahmen der wechselnden Einsätze verschiedene Unternehmen kennenlernen. So bereichern Sie Ihren Erfahrungsschatz und erhöhen gleichzeitig die Chance auf eine Übernahme in ein festes Beschäftigungsverhältnis.
Equal Pay
Mit der gleichen Entlohnung von Zeitarbeitnehmern und festangestellten Mitarbeitern ergeben sich zahlreiche Änderungen. So erhalten Sie als Zeitarbeitnehmer nach neun Monaten, die Sie beim gleichen entleihenden Unternehmen arbeiten, den gleichen Lohn wie ein Mitarbeiter der Stammbelegschaft. Das wirkt sich auf den an die Zeitarbeitsfirma zu zahlenden Stundensatz aus. Nach 18 Monaten müssen Sie vom Entleiher entweder abbestellt oder übernommen werden.
Wiedereinsteiger fördert das Arbeitsamt
Viele Menschen kümmern sich um Ihre Kinder oder andere Angehörige. Dafür sind Sie während dieser Zeit nicht in Ihrem Beruf tätig. Wenn Sie wieder zurückkehren möchten, fehlen jedoch einige aktuelle Erfahrungen. Diese können Sie innerhalb der Zeitarbeitseinsätze sammeln. Für Wiedereinsteiger bietet das Arbeitsamt zusätzliche Förderungen an. So übernimmt die Behörde die Kosten für einen Coach, der Sie auf das Vorstellungsgespräch mit den potenziellen Arbeitgebern vorbereitet. Außerdem beantragen einige Zeitarbeitsfirmen Fördermittel, mit denen sie die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt erreichen.
Welche Vorteile bieten sich für Unternehmen an?
Flexibilität und Anonymität bei der Personalsuche
Zu den Vorteilen der Zeitarbeit gehört die Flexibilität. Sie können die von Ihnen benötigten Mitarbeiter innerhalb kurzer Zeit bekommen. Gleichzeitig treten Sie auf Jobbörsen als Unternehmen nicht in Erscheinung. Weder der potenziell neue Mitarbeiter noch Ihre eigene Belegschaft erahnen die personellen Veränderungen. Ihr über die Zeitarbeit angeforderter Zeitarbeitnehmer kann Sie und Ihr Unternehmen kennenlernen. Dazu muss er mit Ihnen noch keinen Arbeitsvertrag abschließen. Sie haben nur einen Arbeitnehmerüberlassungsvertrag mit der Zeitarbeitsagentur. Finden Sie oder auch der Mitarbeiter, dass sie nicht zusammenpassen, bestellen Sie den Zeitarbeiter einfach ab.
Schadensersatz bei Fehlern durch den Zeitarbeitnehmer
Stellt sich während des Einsatzes eines Zeitarbeitnehmers heraus, dass er kostenintensive Fehler gemacht hat, fordern Sie einfach von der Zeitarbeitsagentur einen Schadensersatz. Alternativ können Sie die Rechnung der Zeitarbeitsagentur kürzen oder einfach nicht begleichen.
Vereinfachte Abrechnungsverfahren
Die Abrechnung erfolgt nicht über die Personalabteilung. Stattdessen stellt der Einsatz des Zeitarbeitnehmers die Kosten für Fremdarbeiten dar. Sie rechnen für ihn nur die mit dem Zeitarbeitsunternehmen schriftlich vereinbarten Sätze ab. Diese ergeben sich aus dem Vertrag und dem Stundenzettel. Dieser muss von Ihnen am Ende der Woche oder des Monats abgezeichnet werden. Stunden, die nicht auf dem Stundenzettel bestätigt wurden, müssen nicht bezahlt werden.
Leichte Personalführung
Der Zeitarbeitnehmer wird von seinem Personaldisponenten begleitet. Sie sind nur bedingt der Ansprechpartner. Gibt es ein Problem im Team, dann können Sie sich diskret an Ihren Geschäftspartner wenden. Dieser lädt seinen Mitarbeiter ein und bespricht mit ihm alle weiteren Ansatzpunkte.
Spezialisierung auf Fachbereiche
Oft spezialisieren sich Zeitarbeitsfirmen auf Fachpersonal. Dieses wird beispielsweise für den akademischen, kaufmännischen oder gewerblichen Sektor gezielt angeworben, um bei den Kunden spezielle Aufgaben zu übernehmen. Kommen die Mitarbeiter aus dem Ausland, übernimmt die Zeitarbeitsagentur als offizieller Arbeitgeber alle personellen Formalitäten. Erst dann erfolgt der Einsatz beim Kunden. Möchten Sie akademisch gut ausgebildete Studenten für Projekte anwerben, können Sie auf Vermittler zurückgreifen. Diese verfügen über einen Pool von hoch qualifizierten Studenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern, die kurzfristig zur Verfügung stehen.
Die Zeitarbeit bietet für Sie als Arbeitgeber oder Arbeitnehmer eine Reihe von Vor- und Nachteilen.
Welche Nachteile sind mit der Arbeitnehmerüberlassung verbunden?
Zeitarbeitnehmer sind teuer
Die Anwerbung von Zeitarbeitnehmern ist teuer. Sie kosten im Einzelfall pro Arbeitsstunde mehr als ein Festangestellter.
Finanzielle Risiken durch fehlende Genehmigungen
Sie sollten als Auftraggeber auf jeden Fall sicherstellen, dass das von ihnen beauftragte Zeitarbeitsunternehmen über eine Erlaubnis des Arbeitsamtes verfügt. Diese unbefristete Genehmigung erhält die Zeitarbeitsagentur erst nach Ablauf von drei Jahren. Ähnlich verhält es sich bei der Beschäftigung von ausländischen Mitarbeitern. Auch hier haben Sie die gesetzeskonformen Bedingungen zu prüfen.
Subsidärhaftung beachten!
Der Entleiher tritt als Schuldner der Sozialversicherungsbeiträge auf, die er für die Beschäftigung des jeweiligen Zeitarbeitnehmers schuldet. Das ist der Fall, wenn die Zeitarbeitsagentur finanzielle Probleme bekommt und die Zahlung der Sozialversicherungsbeiträge nicht leisten kann. Um dieses Risiko im Vorfeld abzuwehren, lassen Sie sich als Auftraggeber eine Unbedenklichkeitsbescheinigung von der Zeitarbeitsfirma aushändigen. Diese erhält die Zeitarbeitsagentur vom zuständigen Finanzamt, der Krankenkasse oder der Berufsgenossenschaft.
Fazit
Die Zeitarbeit bietet sowohl den Unternehmen als auch den Arbeitnehmern überwiegend Vorteile. Sowohl der Arbeitgeber als auch sein Mitarbeiter auf Zeit können den jeweiligen Betrieb und die Zusammenarbeit ausprobieren. Vor allem Berufseinsteiger oder Wiedereinsteiger haben jeweils eine verbesserte Chance. Die Firma bestellt den Betreffenden und testet seine Arbeitsfähigkeit sowie sein Wissen. Auf diese Weise beschäftigt er nur die Zeitarbeitnehmer, die sich für die Aufgaben eignen. Ansonsten kann er sich innerhalb eines Tages von ihm trennen und einen anderen Kollegen von der Zeitarbeitsfirma anfordern. Genauso wichtig ist die Anonymität während des Auswahlverfahrens, die durch die Zeitarbeitsfirma gewahrt bleibt.
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