Fachkräftemangel: Bis 2030 könnten fünf Millionen Fachkräfte fehlen

Aktuelle Prognosen zeigen, dass bis zum Jahr 2.030 rund 5 Millionen Fachkräfte fehlen könnten. Der Grund dafür ist, dass die Babyboomer in Rente gehen und Deutschland damit jedes Jahr Tausende Arbeitnehmer verliert. Von den nachfolgenden Generationen rücken derzeit und voraussichtlich auch in Zukunft zu wenige nach, um den Personalbedarf ausreichend zu decken.

Wie die Lage konkret aussieht, welche Auswirkungen der Fachkräftemangel mit sich bringt und wie den Problemen möglicherweise entgegengewirkt werden kann, erfahren Sie in diesem Artikel.

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Foto: bnenin/stock.adobe.com

Babyboomer gehen in Rente

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Laut Experten gehen die aktuellen Probleme auf dem Arbeitsmarkt auf den Rentenbeginn der Generation „Babyboomer“ zurück. Schon jetzt verliert Deutschland jedes Jahr unzählige Arbeitnehmer und im Jahr 2030 könnte sich die Anzahl der fehlenden Fachkräfte auf 5 Millionen steigen. Betroffen sind dabei vor allem die handwerklichen Ausbildungsberufe. Zum einen stellt dies für Arbeitnehmer natürlich eine positive Entwicklung dar: Es ist heutzutage fast kein Problem mehr, einen gut bezahlten Job zu finden. Während früher vermehrt die Arbeitslosigkeit als ein Problem der heutigen Gesellschaft angesehen wurde, hat sich das Bild heute komplett gewandelt. Egal, ob gelernt oder ungelernt – wer heutzutage ernsthaft nach einem Job sucht, der wird in aller Regel auch fündig.

Der Fachkräftemangel bringt aber auch für Arbeitnehmer nicht nur Positives mit sich. Ein Nachteil ist beispielsweise, dass die Beschäftigten immer häufiger Überstunden ableisten müssen und wesentlich gestresster sind als früher, da die Kollegen fehlen. Diese Probleme treten aber nicht erst im Jahr 2.030 auf, sondern sind jetzt schon in vielen Branchen Teil des Arbeitsalltags. Bereits seit dem Jahr 2017 gehen statistisch gesehen mehr Menschen pro Jahr in Rente, als junge Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten.

Und schon zu diesem Zeitpunkt fehlen eine halbe Million Arbeitskräfte, wobei die Lücke jedes Jahr größer wird. Darüber hinaus tritt die Generation der Babyboomer noch mit einem Alter von 65 in die Rente ein, was wesentlich früher ist, als die darauf folgenden Generationen. Diese treten hingegen immer später in das Erwerbsalter ein, da Schule, Studium und Ausbildung heutzutage länger dauern als früher. Während es bei den Babyboomern schon fast normal war, bereits mit 16 oder spätestens 18 zu arbeiten, befinden sich die heutigen Generationen in diesem Alter noch lange in der (Schul-)Ausbildung oder gehen zur Uni.

Auswirkung

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Die Auswirkungen dieses Problems bekommt jeder zu spüren. Ganz egal, ob Arbeitnehmer, Arbeitgeber oder die Generation Babyboomer sowie die Generation X, Y und Z. Wie oben bereits erwähnt stellt es zwar einen tollen Vorteil dar, dass Arbeitnehmer heute schneller einen Job finden. Dadurch, dass der Personalbedarf in den meisten Unternehmen jedoch nicht ausreichend gedeckt wird, ist der Job meistens sehr stressig und in vielen Fällen dauerhaft gar nicht haltbar.

Das betrifft sowohl handwerkliche Berufe, als auch Berufe in der Industrie und Pflege. Doch nicht nur personaltechnisch, sondern auch finanziell gesehen sind einige verheerende Auswirkungen vorprogrammiert.

Zwar steigen die Löhne, jedoch haben die Arbeitnehmer nicht zwangsläufig mehr Geld in der Tasche, da die Lohnerhöhungen stark von den gestiegenen Sozialbeiträgen ausgeglichen werden. Ein Arbeitnehmer, der zwar einen höheren Bruttolohn bekommt, heute jedoch mehr Abzüge hat als früher, der hat trotz Lohnerhöhung am Ende des Tages das gleiche Nettogehalt in der Tasche wie vorher.

Generationskonflikt spaltet die Gesellschaft

Des Weiteren spaltet ein Generationskonflikt die Gesellschaft: Millionen von Rentnern und Rentnerinnen haben heutzutage eine recht hohe Lebenserwartung, was früher ebenfalls anders war. Das bedeutet, dass die Beitragszahlenden noch mehr leisten und sich selber zugleich vor Altersarmut fürchten müssen. Das Rentensystem, welches vor mittlerweile extrem langer Zeit aufgestellt wurde, funktioniert heute also nicht mehr.

Die Wirtschaft steht jetzt vor einer großen Herausforderung und auch das Sozialsystem müsste im Grunde genommen einmal vollkommen neu aufgestellt und etabliert werden. Für Arbeitgeber bedeutet es jedoch zunächst einmal, den Personalbedarf so weit wie möglich zu decken, damit die Wirtschaft weiter bestehen bleibt und die derzeit beschäftigten Arbeitnehmer entlastet werden. Denn wenn diese die Folgen des Personalmangels stetig auffangen müssen, indem sie beispielsweise unbezahlte Mehrarbeit und Überstunden ableisten, dann steigt die Gefahr, dass auch diese dem Arbeitsmarkt bald nicht mehr zur Verfügung stehen. In den Statistiken zeigt sich deutlich, dass immer mehr Menschen für längere Zeiten krankgeschrieben sind, da sie unter psychischen Problemen leiden oder überlastet sind.

Gerade in der Pflege, wo es nun mal um die „Arbeit am Menschen“ geht, ist ein gut eingespieltes Team häufig der Schlüssel zu qualitativer Arbeit, von der natürlich in erster Linie die Patienten und Bewohner der Einrichtungen profitieren. Zwar ist es für die Leiharbeitskräfte angenehm, weniger psychologische Belastungen mit nach Hause zu nehmen – für die Kollegen im Team und auch die Bewohner stellt dies jedoch einen Nachteil dar.

Pflege: Leiharbeit boomt – das stellt Träger vor enorme Probleme

Dieses Problem ist vor allem in der Pflegebranche, aber auch in anderen Bereichen schon jetzt nicht mehr zu übersehen. Es gilt also, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um die Situation zum einen zu beruhigen und zum anderen aber auch, um noch größeren Problemen entgegenzuwirken und vorzubeugen.

Fachkräftemangel durch Zeitarbeit decken

Dass in dieser Situation dringend gehandelt werden muss, ist unübersehbar. Experten weisen jedoch darauf hin, dass es sich bei allen Berechnungen immer nur um Modelle handelt und es zahlreiche Komponenten gibt, die nicht mit einbezogen werden. Ein wichtiges Thema sind hier beispielsweise Einwanderer. Aktuell stellen diese zwar keine große Hilfe bei der Deckung des Fachkräftemangels dar, da Deutschland als Einwanderungsland immer unattraktiver wird, was aber natürlich nicht so bleiben muss.

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Darüber hinaus gibt es zahlreiche andere Staaten, die ähnliche Probleme haben und sich deshalb auch um Mitarbeiter aus Drittländern bemühen. Eine gute Strategie wäre hier, bestimmte Gesetze wie beispielsweise das Verbot von Zeitarbeit für Fachkräfte aus anderen Staaten abzuschaffen. Bislang konnten viele Personalprobleme durch den Einsatz von Zeitarbeitern gelöst werden.

Menschen, die aus anderen Ländern kommen und in Deutschland Arbeit aufnehmen wollen, durften bislang jedoch nicht bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt sein. Sollte sich dieses Gesetz in Zukunft ändern, so haben Unternehmen wieder bessere Chancen, sowohl qualifizierte Fachkräfte als auch Hilfsarbeiter einzustellen.

Doch auch dies birgt derzeit noch Probleme, da die Stundenlöhne bei Zeitarbeit enorm gestiegen sind, was wiederum den Sozialversicherungen zur Last fällt. Während Zeitarbeit früher mit dem Niedrig-Lohnsektor in Verbindung gebracht wurde, ist heute genau das Gegenteil der Fall. Vor allem in der Pflege, aber auch in anderen Branchen erhalten Zeitarbeiter häufig sogar mehr Lohn als festangestellte Mitarbeiter, was nicht selten zu einem schlechten Betriebsklima führt.

Fazit

Wenn man die Zahlen isoliert betrachtet, dann steht Deutschland aufgrund des Renteneintritts der Babyboomer vor großen Problemen. Glücklicherweise handelt es sich dabei jedoch nur um Prognosen, bei denen zahlreiche Faktoren außen vor gelassen werden. Durch Zeitarbeit könnte in den nächsten Jahren ein großer Teil des Fachkräftemangels erfolgreich gedeckt werden.

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