Zeitarbeit Beschäftigte
Die Struktur in der Zeitarbeit unterliegt einem stetigen Wandel. Somit hat sich in der Vergangenheit nicht nur die Gesamtzahl der Beschäftigten, sondern auch die Verteilung über die verschiedenen Branchen hinweg stark verändert. Insgesamt konnte über alle Bereiche hinweg ein Rückgang der Arbeitnehmer in der Zeitarbeit festgestellt werden. Die im Jahr 2020 herrschende Corona-Krise ist an diesem Rückgang natürlich nicht unbeteiligt. Wie sich die Struktur in den verschiedenen Branchen konkret verändert hat und welche tendenziellen Trends und Entwicklungen in der Zeitarbeit festgestellt wurden, erfahren Sie in diesem Artikel.
Beschäftigte in der Zeitarbeit
Im Jahr 2020 waren durchschnittlich rund 783.000 Menschen in Deutschland als Leiharbeitnehmer beschäftigt. Diese Zahl setzt sich aus den sozialversicherungspflichtig sowie den ausschließlich geringfügig beschäftigten Arbeitnehmern zusammen. Die Gesamtzahl der Beschäftigten sank damit um 112.000 Arbeitnehmer. Dies entspricht einem Rückgang von 13 %.
Im Hinblick auf die Anzahl der gesamt beschäftigten Arbeitnehmer in der Zeitarbeit gab es ebenfalls einen Rückgang. Die Gesamtzahl beträgt hier 38,04 Millionen, womit ein Rückgang von 2,3 % auf 2,1 % zu verzeichnen ist. Wenn man die beiden Beschäftigungsformen separat voneinander betrachtet, dann gehen 2,2 % auf die sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer und 1,1 % auf die geringfügig beschäftigten Arbeitnehmer in der Zeitarbeit zurück.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
Die dominierende Beschäftigungsform in der Zeitarbeit ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Im Jahr 2020 waren im Durchschnitt rund 733.000 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind fast neun von zehn Zeitarbeitnehmern. Im Winter 2019/2020 lag der Wert kontinuierlich zwischen 80.000 und 90.000, was eine Folge der konjunkturellen Schwäche war. Die Corona-Krise hat auch in diesem Bereich ihre Spuren hinterlassen. Der Vorjahresstand bewegte sich im Sommer 2020 bei einem Rückgang von 132.000 und sank zum Ende des Jahres auf 35.000.
Sofern man davon ausgeht, dass der Trend, welcher vor Corona zu verzeichnen war, ohne die Krise weiter vorangeschritten wäre, dann hätte sich die Beschäftigung in den meisten Bereichen schlechter entwickelt. Die Corona-Pandemie hat also einiges zu der aktuellen Entwicklung beigetragen. Separat zu betrachten ist dabei jedoch die Zeitarbeit. Aufgrund von rechtlichen Änderungen und konjunktureller Schwäche war die Zeitarbeitsbranche bereits vor der Krise rückläufig, weshalb die Statistik mit Vorsicht zu betrachten ist. Andererseits wurde die Anzahl der Beschäftigten nach dem Rückgang im ersten Lockdown 2020 im Herbst wieder aufgestockt. Dies lässt sich in erster Linie auf die wieder aufsteigende Industriekonjunktur zurückführen.
Der Zeitraum Mai 2020 bis November 2020 weist aufgrund der Krise die niedrigsten Zahlen sozialversicherungspflichtig beschäftigter Arbeitnehmer insgesamt auf. Gleichzeitig konnte hier jedoch ein starker Aufstieg der Leiharbeitnehmer in die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung verzeichnet werden. Dieser belief sich auf rund 10 %. Bei anderen Beschäftigungsmodellen waren es lediglich 2 %.
Wirtschaftliche Krisenzeiten und Zeitarbeit
Erklären lässt sich dies vor allem dadurch, dass in wirtschaftlichen Krisenzeiten gerne auf Arbeitnehmer aus der Zeitarbeit zurückgegriffen wird. Die Unternehmen sind unsicher und wissen nicht, wie sich die Lage in Zukunft entwickeln wird. Die Anstellung eines festen Mitarbeiters geht schließlich immer mit einer großen Verpflichtung einher, weshalb sich im Unternehmertum im Jahr 2020 Skepsis ausgebreitet hat. Das Modell der Arbeitnehmerüberlassung bietet hier eine tolle Alternative.
So konnten die Firmen weiterhin Arbeitnehmer beschäftigen, um die wichtigsten Aufgaben im Unternehmen auszuführen. Gleichzeitig mussten sie jedoch keine Verpflichtungen gegenüber den Arbeitnehmern eingehen, wodurch sie mehr Spielraum hatten und das Unternehmen insgesamt krisensicherer gemacht wurde. In Corona-Zeiten bot die Leiharbeit für viele Unternehmen deshalb die optimale Lösung im Personalbereich. Die meisten Arbeitnehmer waren in der Zeitarbeit in einem Vollzeitmodell angestellt. Der Durchschnitt lag im Jahr 2020 hier bei rund 82 % aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Leiharbeiter. Damit waren mehr als vier von fünf Beschäftigten in Vollzeit angestellt. Rund 18 % waren dagegen teilzeitbeschäftigt.
Insgesamt ist bei allen Beschäftigungsmodellen eine Tendenz und Entwicklung hin zur Teilzeitbeschäftigung zu beobachten. In der Leiharbeit arbeiten die meisten Menschen 35 bis 40 Stunden in der Woche, während es in anderen Beschäftigungsverhältnissen weitaus weniger sind. Prozentual sind 71 % der Zeitarbeiter in Vollzeit angestellt, während der Anteil der Teilzeitbeschäftigten in der Zeitarbeit bei 13 % beziehungsweise 6 % liegt. Auch dieser Trend ist in der Zeitarbeit stärker ausgeprägt als in anderen Beschäftigungsmodellen.
Geringfügige Beschäftigung
Geringfügige Beschäftigungsmodelle, welche in der Arbeitswelt auch als „Minijobs“ bezeichnet werden, sind in der Zeitarbeit vergleichsweise selten vertreten. Im Jahr 2020 waren ca. 50.000 Zeitarbeiter geringfügig angestellt. Dies entspricht einem Rückgang von 24 %. Im Jahr davor waren somit nur noch 66.000 Leiharbeiter geringfügig beschäftigt. Diese Beschäftigungsart nahm über den Zeitraum der Corona-Pandemie weiter ab. So wurden Menschen mit einem Minijob insbesondere in Zeiten des zweiten Lockdowns, welcher im Dezember 2020 in Kraft getreten ist, häufiger erwerbslos als andere. Doch auch vor der Krise ging der Anteil der Minijobs in der Zeitarbeit kontinuierlich zurück. Zu Beginn der Krise gab es dagegen jedoch noch eine leichte Steigerung von rund einem Drittel aller Beschäftigten. Diese anfängliche Tendenz ging in der Krisenzeit und insbesondere gegen Ende 2020 deutlich zurück.
Kurzarbeit in der Pandemie
Der Anteil ausschließlich geringfügig beschäftigter Arbeitnehmer in der Zeitarbeitsbranche reduzierte sich von 1,5 % auf 1,4 %. Des Weiteren übten im Jahr 2020 41.000 Menschen neben ihrem Hauptjob noch eine weitere geringfügige Beschäftigung in der Zeitarbeit aus. Die Anzahl der Menschen, die eine geringfügige Beschäftigung ausübt, stieg in Zeiten der Corona-Krise leicht an. Dies ist unter anderem jedoch auch darauf zurückzuführen, dass viele Menschen während der Pandemie in Kurzarbeit treten mussten. Viele Jobs konnten zudem infolge der Corona-Regelungen gar nicht erst ausgeführt werden. So hatten viele Menschen, die beispielsweise in der Hotellerie, Touristik oder dem Kosmetikbereich arbeiteten, aufgrund der Pandemie Zwangsurlaub. Deshalb hatten viele Menschen mehr Zeit, weshalb sich vermutlich einige von ihnen auf eine geringfügige Beschäftigung eingelassen haben. Zudem hat die Krise viele finanzielle Unsicherheiten mit sich gebracht, weshalb viele Menschen nach einer zusätzlichen Beschäftigungsmöglichkeit gesucht haben.
Ferner haben viele Unternehmen Kurzarbeit angeordnet, was zu einer Senkung des monatlichen Einkommens führte. So haben sich viele Menschen nicht nur aufgrund der verfügbaren Zeit, sondern auch aus finanziellen Gründen eine Nebenbeschäftigung gesucht. Somit ist es kaum verwunderlich, dass der Anteil der geringfügig beschäftigten Zeitarbeiter ebenfalls angestiegen ist.
Andersherum ist es jedoch umgekehrt: Menschen, die vor der Corona-Krise bereits eine geringfügige Beschäftigung ausübten, verloren hier öfters ihren Job als zu anderen Zeiten. Somit muss im Allgemeinen ein Rückgang der Minijobs während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 verzeichnet werden. Auch diese Rückgänge sind vor allem im Dezember 2020, also in der Zeit des zweiten Lockdowns sehr stark ausgeprägt. Die Rückgänge der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, welche einer Haupttätigkeit in der Zeitarbeit nachgehen, wurden in den letzten Monaten des Jahres 2020 dagegen geringer.